Seit 2006 ist ein tetravalenter Impfstoff gegen die Humanen Papilloma-Viren (HPV-16, -18, -6, -11) erhältlich, die beim Geschlechtsverkehr übertragen werden und bei der Frau zur Entstehung des Gebärmutterhalskrebs (Zervixcarcinom) und der Genitalwarzen (Condylome) wesentlich beitragen. Die Zulassung ist erfolgt für 9-15 jährige Mädchen und für 16-26 jährige junge Frauen. Da in Studien bei Mädchen eine höhere Immunogenität erreichbar war als bei jungen Frauen, empfielt die Ständige Impfkommision (STIKO) entsprechend die Impfung aller 12-17 jähriger Mädchen.
Darüberhinaus ist dieser Impfstoff aber auch genauso für Jungen zwischen 9-15 Jahren zugelassen, bisher aber nicht ausdrücklich von der STIKO empfohlen. Hintergrund dafür ist die Annahme, daß durch alleinige konsequente Impfung der Mädchen die Sterblichkeit am Gebärmutterhalskrebs am wirkungsvollsten gesenkt werden könnte, der Vorteil durch Mitimpfung von Jungen und Männern hinsichtlich der Zervixkarzinom-Sterblichkeit scheint gering.
Aber: Dieselben HP-Viren sind auch wesentlich an der Entstehung des Penistumors und der Genitalwarzen beim Mann beteiligt. Bei etwa 50 % aller Peniskarzinom-Patienten werden HPV-16, -6 oder -18 nachgewiesen. Und auch für die Entstehung des Blasentumors konnten einige Studien einen Zusammenhang mit HPV aufdecken.
Die Zulassungsstudien zum Impfstoff umfassen Daten von über 900 Jungen mit nachweislich zwischen 99,1 und 100 % erreichter Immunogenität genau wie bei den Mädchen. In Analogie zu den Ergebnissen der Impfung bei Mädchen und Frauen könnten durch den tetravalenten Impfstoff die HPV-abhängigen Peniscarcinome und Genitalwarzen sicher auch zu 90 % verhindert werden.
Da es sich bei der HPV-Infektion um die am häufigsten sexuell übertragene Erkrankung überhaupt handelt mit einer nahezu vollständigen Durchseuchung der sexuell aktiven Bevölkerung wird von Experten ebenso die konsequente Impfung für Jungen und noch HPV-freie Männer befürwortet.
Ebenso wie HP-Viren können auch Chlamydien, Gonokokken, Mykoplasmen, Ureaplasmen, Trichomonaden, Treponemen, Herpes-Viren, die die Immunschwäche AIDS auslösenden HI-Viren und weitere Erreger beim intimen Kontakt übertragen werden und dann die entsprechenden Erkrankungen auslösen. 300-400 Mio. Menschen sind davon weltweit betroffen. Spätfolgen können chronische Schmerzen im Unterbauch und chronische Entzündungen der Geschlechtsorgane sein, die die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen, Eileiter-Schwangerschaften und Totgeburten fördern.
Somit ist es einerseits wichtig, sich vor Ansteckung zu schützen, andererseits beim Kennenlernen eines neuen Partners oder einer neuen Partnerin eine stattgehabte Infektion auszuschließen, um den anderen nicht zu gefährden.
Diesbezüglich sind zum Nachweis bzw. Ausschluß sämtlicher sexuell übertragbarer Kranheiten spezifische und einfache Tests etabliert, die alle routiniert in der Praxis durchgeführt werden.
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