Kinderurologie |
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Die Kinderurologie unterscheidet sich sehr von der Behandlung der Erwachsenen, erfordert viel Erfahrung, Einfühlungsvermögen und besondere Expertise. | |
Kindliches Einnässen |
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Viele Kinder werden nicht oder nicht dauerhaft trocken, weil innerhalb der so störanfälligen Reifungszeit der Blasenfunktion zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr ein sozusagen „falsches“, unkoordiniertes Wasserlassen erlernt wird. Daraus entwickelt sich eine sogenannte funktionelle Blasenentleerungsstörung, d.h. es handelt sich also nicht um Unaufmerksamkeit oder Bequemlichkeit des Kindes sondern um eine urologische Erkrankung, die gut behandelbar ist. Die frühzeitige Behandlung ist wichtig, da diese Blasenentleerungsstörung nicht nur das Trockenwerden beeinträchtigt, sondern auch zu immer wiederkehrenden Harnwegsinfekten und einer Reizblase im jungen Erwachsenenalter führen kann. Mit einem speziellen kindgerechten Kontinenz-Training läßt sich gezielt ein richtiges Wasserlassen erlernen, so daß Ihr Kind trocken werden und diesen Folgeschäden vorgebeugt werden kann. Grundstein sind hier die ärztlichen verhaltenstherapeutischen und motivierenden Maßnahmen in einer für das Kind verständlichen Sprache, damit es die erforderliche Eigenverantwortung und bewußte Selbstkontrolle zur Reifung der Blasenfunktion übernehmen kann. Das Training mit Protokollen, Schulung in Trink- und Ernährungsverhalten, angeleiteten Toilettengängen und mit besonderen Techniken zur Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungs-Schulung für Blase und Beckenboden lässt die kleinen Patienten meist bald trocken werden. |
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Reflux (Niederdruck, Hochdruck bei BES) |
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Aus den Nieren erfolgt über die Harnleiter ein Abfluß des Harns in die Blase. Der Rückfluß des Harns aus der Blase über den Harnleiter wieder hinauf in die Nieren ist normalerweise verhindert durch eine Art Ventil zwischen Harnleiter und Blase. Ursache ist entweder eine angeborene Veränderung des Harnleiters, wodurch der notwendige Ventilmechanismus nicht funktioniert oder aber eine Blasenentleerungsstörung, die nicht nur dazu führt hat, daß das Kind noch nicht trocken geworden ist sondern auch ungesund hohe Drucke in der Blase entstehen und der Harn trotz intaktem Ventilmechanismus in die Nieren hinaufgepreßt wird. |
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Phimose |
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Bei den anderen 50% geschieht dies nicht, hier sollte dann bis zum Schuleintritt Abhilfe geschaffen werden mit zunächst mehrwöchiger Salben-Applikation oder bei fehlendem Erfolg mit einer Beschneidung. Eine Therapie vor dem 5. Lebensjahr sollte nur dann erfolgen, wenn die Vorhautverengung bereits zu einer Entzündung geführt hat. |
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Hodenhochstand |
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Die im hinteren Bauchraum angelegten Hoden wandern während der Embryonalzeit langsam hinab und durch den Leistenkanal nach „außen“. Normalerweise befinden sich bei der Geburt beide Hoden regelrecht im Hodensack. In seltenen Fällen ist dieses aber bei einem oder gar bei beiden Hoden nicht so, der Hoden liegt noch in der Leiste oder gar verborgen im Bauchraum. Dann ist unbedingt und frühzeitig die Therapie mit zunächst einem hormonhaltigen Nasenspray oder bei fehlendem Erfolg auch einer kleinen Operation erforderlich, damit beide Hoden bis spätestens Abschluß des 1. Lebensjahres korrekt liegen. Ansonsten können irreparable Schäden am Hodengewebe und damit eingeschränkte Zeugungsfähigkeit resultieren. |
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Hoden- und Nebenhoden-Entzündung |
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Die Entzündung des Hodens und des Nebenhodens verursacht meist starke Schmerzen im Genitale, die in den Leistenkanal und auch in den Unterbauch ausstrahlen können. Ursache ist eine Infektion, die durch Bakterien, typischerweise begleitend bei einem Harnwegsinfekt, oder durch Viren, typischerweise begleitend bei Mumps, hervorgerufen ist. Therapie bei bakteriellen Entzündungen sind die sofortige Gabe eines passenden Antibiotikums und abschwellende Maßnahmen, bei viralen Infektionen wie der Mumps-Orchitis helfen entzündungshemmende Präparate und ggf. Immunglobuline. |
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Torsion |
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Ganz plötzlich wie aus heiterem Himmel kann bei Kindern oder Jugendlichen ein starker Schmerz am Hoden einsetzen, der aus einer Verdrehung des Samenstrangs um seine eigen Achse und damit Unterbrechung der Blutzufuhr zum Hoden entsteht. Dieser Schmerz kann rasch so sehr zunehmen, daß der Junge sich kaum mehr bewegen kann, der gesamte Unterbauch wehtut und sogar Erbrechen resultiert. Oftmals ist sportliche Aktivität wie Fußball oder Radfahren vorangegangen. Sicherheitshalber ist nach stattgehabter Torsion eines Hodens die Befestigung des anderen Hodens an dem ihm umgebenden Gewebe erforderlich, damit dieser nicht dasselbe Schicksal erleidet. |
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Hypospadie |
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Normalerweise endet die Harnröhre bei den Jungen mit ihrer Mündung direkt mittig an der Spitze des Gliedes. Gar nicht so selten finden sich hier aber Varianten, so daß die Harnröhre weiter unterhalb der Spitze des Gliedes münden kann. In der Regel geht diese Lageanomalie auch mit Veränderungen der Vorhaut einher, die dadurch nicht komplett ringförmig angelegt ist sondern eher wie eine am Rücken des Gliedes befindliche Schürze erscheint. Auch eine Abknickung des Gliedes kann bestehen und beim Wickeln des Kindes auffallen. Hier sind plastische Korrekturen heutzutage sicher durchgeführter Standard und können ab dem 2. Lebensjahr erfolgen. Eine Beschneidung der überschüssigen Vorhaut als zunächst Minimal-Korrektur sollte unterbleiben, da diese für spezielle Korrektur-Techniken benötigt wird. |